ST: VIRGIL BILDUNGSHAUS -
FLYER ZUR AUSSTELLUNG VON JOHANNES MÜLLER
In den letzten Jahren, scheint mir, ist in unserer Kunstlandschaft eine gewisse Maßlosigkeit eingebrochen, sie hängt in Brüchen und Spalten, liegt auf Ebenen und in Tälern oder auf einer Spitze dieser Landschaft. Oft genug erstickt das, was wir Farbe nennen, unter der Last der Gedanken. Ikonographie als Eselsbrücke zur Gegenwart kann die Bereitschaft zum Sehen stören. Der Wust konstruierter Inhalte verdirbt oft genug das Material des Künstlers. "Die Farbe ist ein Mittel, einen direkten Einfluß auf die Seele auszuüben", schreibt Kandinsky, ich meine mit Material auch Farbe.
Die Bilder von Johannes Müller sind gemalt, nicht daß dabei das Denken ausgeschaltet wäre, es begleitet sehr selbstverständlich und mit sinnlicher Nähe den Aufbau dieser Bilder, ich mag ihr menschliches Format. Im übrigen empfinde ich kein Bedürfnis, den Bildern von Müller Worthilfen zu geben, ich sehe sie mit großer Freude an, und einige habe ich mir gemerkt.
von Werner Stötzer, Bildhauer
Der Maler Johannes Müller ist ein Analytiker aus Passion, nicht aus Zweifelsucht. Doch bleiben die langen analytischen Wege im Vorfeld, die intelligente Methode hat schließlich eine Synthese, die Bildeinheit zum Ziel. Das Bild ist für Müller ein Klangraum von rhythmischen Farbformen, die ihren Ausgangspunkt in der Natur haben, von der sie sich bis zur völligen Abstraktion entfernen können
Es genügt ihm, daß in der Natur die Erlebnisanstöße liegen, die entscheidenden Emotionen können dann fast ganz aus dem Prozeß der Verarbeitung entstehen. Malen ist für Müller ein ständiges sich Einlassen und wieder Abstößen, Verwerfen, Malerei ein Stück dialektische Unruhe im Weltprozeß aus Lust an der Schöpfung.
von Peter Palme
Johannes Müller realisiert seine malerischen Absichten aus einer in Jahrzehnten geübten Vertiefung in die Neuerungen und Möglichkeiten der modernen Kunst dieses Jahrhunderts, Aus der Sklaverei der Abbild-Funktion hat es sich so selbständig durch erarbeitete subjektive Aneignung enthoben, Die solcherart errungene und dadurch integre Fähigkeit zu einer sehr eigenen, variablen Abstraktion basiert nicht auf der "Freiheit vom Gegenstand", wohl aber auf jener eines Geistes, der sich der Natur der Dinge und ihrer veränderlichen Erscheinung mit methodischer Zielstrebigkeit bedient, um ein logisch zusammenhängendes Gebilde zu schaffen (in dem seine Elemente ständig Metamorphosen und gegenseitige Befruchtungen erfahren), das als sein Werk zu gelten imstande ist, Da jenes sich in nur einem attraktiven Punkt (Bild) unübersehbar nur schwerlich zu erkennen gib", war öffentliche Wertschätzung bisher geringer als nötig. Demgegenüber steht die unschätzbare Bedeutung Johannes Müllers als Anreger für viele im Norden, die seine Geklärtheit malerischer Prinzipien aufnahmen, verbreiten und schon weitertragen...
von Ulrich Rudolph
Quelle: St. Virgil Bildungshaus - Flyer zur Ausstellung von Johannes Müller
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